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Studie zu Schlaf-Rhythmus-Störung bei vollblinden Kindern und Jugendlichen

Liebe Bloggemeinde,

die folgende Info zur Studie ist einerseits unbedingt mit Vorsicht zu betrachten. Anderseits ist es vielleicht der letzte Lösungsversuch, definitiv mit nicht absehbaren Risiken für das Kind verbunden? Mit Vorsicht deswegen, weil es Kinder sind, die sich noch im Wachstum, in der Entwicklung befinden, die auf das Medikament getestet werden sollen. Ich weiß nicht ob es da später irgendwelche Wachstums-, andere Störungen gibt oder andere körperliche, geistige oder seelische Probleme, Unzulänglichkeiten, Schäden auftreten! Daher ist es immens wichtig dies vorher zu klären, wobei die kurz- wie langfristigen Auswirkungen bei Kindern und Jugendlichen nicht bekannt sind.
Informiert euch vorher umfassend!

Es ist eine Studie, ein Test für ein an Kindern und Jugendlichen (für Erwachsene getestet und zugelassen) weder getestetetem noch zugelassenem Medikament. Niemand kann wissen, wie die sofortigen, späteren, sowie langfristigen Auswirkungen und Reaktionen auf das Medikament sind. Und bei Kindern ab 3 Jahren erst recht nicht!

Das Medikament, der Wirksoff wird in der Info leider nicht benannt.
Es lann sich durchaus um Hetlioz – Tasimelteon handeln?
Falls ja …
Quelle Pharmawiki (www.pharmawiki.ch/wiki/index.php?wiki=Tasimelteon):
Tasimelteon ist ein Wirkstoff aus der Gruppe der Melatonin-Rezeptor-Agonisten zur Behandlung des Non-24-Hour Sleep-Wake Disorder (Non-24), einer Störung des Schlaf-Wach-Rhythmus, die in erster Linie Blinde betrifft. Die Effekte beruhen auf der Bindung an Melatonin-MT1/2-Rezeptoren, die bei der Aufrechterhaltung der zirkadianen Rhythmus eine zentrale Rolle spielen. Die Kapseln werden einmal täglich vor dem Schlafengehen, immer zur selben Zeit und ohne Nahrung eingenommen.
Zu den häufigsten möglichen unerwünschten Wirkungen gehören Kopfschmerzen, Albträume, ungewöhnliche Träume, erhöhte Leberenzyme, Infektionen der oberen Atemwege und Harnwegsinfektionen.
Tasimelteon ist ein Substrat von CYP1A2 und CYP3A4.

Hier die Info:
In einer bundesweiten Studie wird ein neues Medikament für den Einsatz bei Kindern und Jugendlichen von 3 bis 18 Jahren getestet. Ungefähr ein Drittel des Lebens verbringen Menschen schlafend. Schlaf ist dringend nötig. Er dient zur Erholung von Körper und Gehirn und zur Verarbeitung von Erinnerungen und Emotionen. Langfristig ungesunder Schlaf führt nachweislich zu einer erheblichen Einschränkung der Lebensqualität und der körperlichen und geistigen Leistungsfähigkeit. Darüber hinaus steigt das Risiko für psychische Leiden und körperliche Schäden wie Übergewicht, Herz-Kreislauferkrankungen und Diabetes. Das Nicht-24-Stunden-Schlaf-Wach-Syndrom (Non-24) wurde erstmals vor mehr als 60 Jahren beschrieben, ist aber bei medizinischen Fachleuten noch wenig bekannt. Es betrifft ausschließlich blinde Menschen ohne jegliche Lichtwahrnehmung. Die Wirkung von Licht auf die Netzhaut und die Weiterleitung der Reize an eine spezielle Region des Gehirns hilft zur Einstellung der inneren Uhr auf den durch das Tageslicht vorgegebenen Tag-Nacht-Rhythmus der Umwelt. Kann man Tageslicht gar nicht wahrnehmen, so folgt der Körper seinem eigenen, natürlichen Rhythmus. Dieser dauert bei den meisten Menschen etwas länger als 24 Stunden. Schlaf- und Wachphasen der Person verschieben sich also beständig weiter in den Tag hinein. Das Ergebnis ist, dass die Schlafphasen zunehmend auf den Tag fallen und die Wachphasen auf die Nacht. Zwar fallen durch die fortschreitende Verschiebung die Schlafphasen irgendwann wieder auf die Nacht, aber nur für kurze Zeit. Ein Merkmal von Non-24 ist also, dass sich die Probleme mit dem Schlaf-Wach-Rhythmus regelmäßig mit Zeiten ohne Probleme abwechseln.
Betroffene Kinder und Jugendliche können zu bestimmten Zeiten also in der Nacht nur schlecht oder gar keinen Schlaf finden. Dafür sind sie tagsüber müde, können sich kaum konzentrieren und kämpfen beständig dagegen einzuschlafen. Dies kann verständlicherweise zu Problemen in der Schule oder bei der Ausbildung führen. Auch an Freizeitveranstaltungen und Treffen mit Freunden kann man oft nicht teilnehmen. Eine hohe psychische und soziale Belastung kann entstehen. Eine medikamentöse Therapie ist in Deutschland für Erwachsene seit dem Jahr 2016 zugelassen und wird von der Krankenkasse übernommen. Für Kinder und Jugendliche ist diese Behandlung bisher noch nicht getestet und zugelassen. An der Studie teilnehmen können Kinder und Jugendliche von 3 bis 18 Jahren.
Wichtig ist ein augenärztlicher Befund über die vollständige Blindheit. Darüber hinausgehende Voraussetzungen für eine Studienteilnahme werden beim ersten Termin im Studienzentrum abgeklärt. Zuerst wird festgestellt, ob die Schlafprobleme wirklich mit Non-24 zusammenhängen oder vielleicht andere Ursachen haben. Dafür werden täglich
Telefoninterviews zur Erstellung eines Schlaftagebuchs geführt. In regelmäßigen Abständen werden darüber hinaus Urinproben genommen. Dies kann zu Hause oder auch im Studienzentrum erfolgen. Die Teilnehmenden tragen zudem ein Armband, das ihre Aktivitäten misst. Wenn Non-24 festgestellt wird, bekommen die Teilnehmenden einmalig das Medikament, um dessen Wirkung im Körper zu messen und zu bestimmen, ob es gut vertragen wird.
Die Studie wird an zwei Zentren in Berlin und Wuppertal durchgeführt und läuft über mehrere Wochen. Für die Teilnehmenden werden Reisekosten zum Studienzentrum erstattet und es wird eine Aufwandsentschädigung gezahlt. Außerdem erfahren sie mehr zu ihren Schlafproblemen und erhalten eine ausführliche Beratung dazu. Nach dieser ersten Studie ist eine weitere geplant, an der Kinder und Jugendliche über ein halbes Jahr teilnehmen können.

Interessierte wenden sich an: Katharina Lederer
Advanced Sleep Research GmbH,
Luisenstr. 54-55, 10117 Berlin
Tel: 030-28 88 67 70
katharina.lederer@advanced-sleep-research.de
oder
Claudia Förster
HELIOS Universitätsklinikum Wuppertal Universität Witten/Herdecke,
Zentrum für Kinder und Jugendmedizin, Heusnerstr. 40, 42283 Wuppertal
Telefon: 0202-89 63 800, claudia.foerster@helios-kliniken.de

Schlaf-Wach-Rhythmus mit Blindheit

Liebe Bloggemeinde,

Schätzungen zufolge leiden mehr als 50% aller Menschen mit Blindheit ohne Lichtwahrnehmung an Problemen mit dem Schlaf-Wach-Rhythmus. Sie sind oft tagsüber müde und nachts hellwach. Generell wird der Tagesrhythmus vieler Lebewesen durch das Tageslicht beeinflusst. Dieses muss aber über die Augen wahrgenommen werden.

Jeder Mensch hat eine innere Uhr, die von Experten zirkadianer Rhythmus genannt wird. Diese Uhr bestimmt, wann Menschen sich wach fühlen und wann sie müde werden. Sie läuft nicht exakt 24 Stunden, sondern etwas länger oder kürzer, bei den meisten Menschen nur um ein paar Minuten, bei einigen aber auch um einige Stunden. Wenn diese Uhr sich nicht an äußeren Umständen orientieren würde, hätten alle Menschen das Problem, dass sich Einschlafen und Aufwachen beständig verschieben und sich irgendwann nachts kein erholsamer Schlaf einstellen kann, der Körper diesen aber dann tagsüber einfordert.

Gesteuert wird der Schlaf durch das Hormon Melatonin. Wenn es sich im Körper bildet, werden wir müde. Tageslicht, das wir über die Augen wahrnehmen, führt aber zur Unterdrückung der Hormonausschüttung. Da das Hormon dann im Körper schnell abgebaut wird, werden wir wach. Dies passiert in der Regel morgens. Das Licht des Fernsehers oder von Handy- oder Computerbildschirmen hat eine ähnliche Wirkung, weswegen Experten von der Nutzung vor dem Schlafengehen abraten. Bei blinden Menschen, die kein Licht über das Auge mehr wahrnehmen, funktioniert dieser Mechanismus oft nicht und sie Leben nach ihrer inneren Uhr, die mit Tag und Nacht oft nicht übereinstimmt. Dass dies ein großes Problem für das Arbeits- und Sozialleben darstellt, ist offensichtlich.

Blinden Menschen, die sich über längere Zeit tagsüber oft müde fühlen und einschlafen, dafür aber nachts nicht ein- oder kaum durchschlafen können, ist ein Gespräch beim Arzt oder Schlafspezialisten angeraten. Anfangs ist es sinnvoll, ein Schlaftagebuch zu führen, um festzustellen, ob es sich wirklich um eine Störung des zirkadianen Rhythmus handelt oder vielleicht andere Ursachen vorliegen (unregelmäßige Zubettgehzeiten, schlechte Schlafhygiene, Ernährung, Stress, Depressionen etc.). Ist dies nicht der Fall, wird der Arzt den Verlauf des Melatoninspiegels in Blut und Urin über den Tag hinweg messen, um der Störung auf die Spur zu kommen und diese eindeutig zu diagnostizieren.

Eine Therapie gibt es bisher nicht. Ein Wirkstoff, der einigen Betroffenen helfen könnte, befindet sich derzeit im Zulassungsverfahren in Deutschland.
Quelle: American Sleep Association

Das neuerlich 2008 zugelassene Melatonin-Preparat “Circadin 2 mg” ist für einen ganz anderen Anwendungsbereich als die Schlafrhythmustherapie für vollblinde Personen geeignet. Es gilt als Psychopharmacum zur allgemeinen Aktivitätsdämpfung bei z.B. hyperaktiven oder ADHS-Patienten und ist wegen seiner Ausgestaltung als Retard-Präparat sogar kontraproduktiv und völlig ungeeignet zur Schlafrhythmus-Steuerung.

Auf dem deutschen Medikamentenmarkt existiert zur Zeit kein Medikament auf Melatoninbasis, das zur Schlafsteuerung geeignet ist. Im europäischen Ausland – z.B. in Österreich und den Niederlanden – wird das Hormon Melatonin jedoch nicht als Medikament sondern nur als “Nahrungsergänzung” eingestuft; folglich ist es kaum über deutsche Apotheken
beziehbar. Es kann jedoch leicht und rezeptfrei übers Internet oder im Fernabsatz beschafft werden.

Vermutlich hunderte vollblinder Deutscher nutzen diese im Ausland freiverkäuflichen Melatoninpräparate in Dosierungen von 2 bis 6 mg und nehmen jeweils eine vor dem Zubettgehen ein.

Dennoch ist ärztliche Betreuung solcher Melatonin-Selbsttherapien dringend anzuraten, da die Neben- und Kreuzwirkungen von in den Hormonhaushalt eingreifenden Pharmaca so schwer vorhersehbar sind, dass dies vor der Jahrhundertwende zum Abbruch der Zulassungen führte.

Hilfreich jedoch dürfte zukünftig in allen Veröffentlichungen über Melatoninpreparate sein, wenn ganz zentral und unübersehbar auf die Eigenschaft der verzögerten Wirkung – retard – hingewiesen wird, die solch ein Preparat zur Rhythmussteuerung völlig ungeeignet macht.

In Asien – z.B. in Studien der Uni-Bangkok – gilt Melatonin (keinesfalls in Retard-Form) als üblicher Bestandteil von Einschlaf-Medizinen. Es wird zur Selbst-Therapie bei Jetlag-Problemen empfohlen.

In der aktuellen Diskussion von ursächlichen Zusammenhängen von Diabetes 2 und Schlafstörungen geht man mittlerweile nicht nur denjenigen Schlafstörungen verursacht von Diabetes 2 nach, sondern man verfolgt auch den Verdacht, dass Schlafstörungen allgemein erhebliche Mit-Ursache bei der Entstehung von Diabetes 2 sein könnten. Folglich müssen wir als Interessenswalter blinder Diabetiker die Erforschung von evtl. sich selbst verstärkenden Regelkreisen dieser Art anregen!”