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Die Audiobrille für Hörgeschädigte

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Man nennt es den Cocktailparty-Effekt: Menschen mit gesundem Gehör sind problemlos in der Lage, sich auch in Umgebungen mit vielen gleichzeitig redenden Personen auf ihren Gesprächspartner zu konzentrieren. Dazu unterdrückt das Gehirn andere Schallquellen automatisch und die wichtigen Schallanteile werden zwei- bis dreifach so laut wahrgenommen.

Bislang stellt die korrekte Fokussierung die Tonaufnahmetechnik vor Probleme. So lassen sich Schallquellen nur mit räumlich getrennten Mikrofonen annähernd sauber separieren. Deshalb können Menschen mit Hörgeräten in bestimmten Umgebungen nur mit großen Schwierigkeiten und ernormer Konzentration kommunizieren – die Geräte sind schließlich auch nur normale Mikrofone.

Das israelische Unternehmen Orcam, das bereits eine Vorlesebrille für Sehgeschädigte produziert, zeigte auf der CES 2020 in Las Vegas mit dem Hear erstmals eine Lösung für dieses Problem. Eine winzige Kamera, die um den Hals getragen werden kann, nimmt das Gegenüber auf und verarbeitet die Bilder in Echtzeit per Gesichtserkennungs-KI. Die Software versucht dann, durch Lippenlesen und die Interpretation von Gesten den aktuellen Gesprächspartner zu ermitteln und verstärkt lediglich dessen Schall.

Über Bluetooth wird eine Verbindung zum Hörgerät aufgebaut, um den Ton zu übertragen. Das Hear ist dabei nur ein Zusatzgerät, das in bestimmten Situationen die vorhandenen Hörhilfe unterstützt. Das Gerät arbeitet offline und ein Firmenvertreter von Orcam versicherte uns, dass es keinerlei internen Speicher besitze, aus dem Daten ausgelesen werden könnten. Da Deutschland nach den USA den zweitgrößten Markt für das Unternehmen darstelle, sei man daran interessiert, das Hear noch in diesem Jahr in den Handel zu bringen. Einen Preis konnte uns Orcam noch nicht nennen, da man sich zur Zeit in Gespräch mit Hörgeräteherstellern und Versicherungen befinde.

Orcam wurde 2010 von den Gründern des Fahrassistenz-Startups Mobileye ins Leben gerufen. Intel kaufte Mobileye im Jahr 2017 für über 15 Milliarden US-Dollar.

Quelle: Golem.de