Kategorie-Archiv: Blind

Infos zur Blindheit

Masterarbeit zum Thema Lebensmittelkennzeichnung

Liebe Leser,

Tanja Lammerding, selbst sehbehindert, beschäftigt sich im Rahmen ihrer Masterarbeit mit der Lebensmittelkennzeichnung und deren Zugänglichkeit für blinde und sehbehinderte Menschen. Dafür benötigt sie Ihre Unterstützung.

Hier ist ihr Aufruf:
Für die Anfertigung meiner Masterarbeit zum Thema “Lebensmittelkennzeichnung und mögliche Alternativen” möchte ich gerne die Zugänglichkeit und Nutzbarkeit von Lebensmittelkennzeichnungen für blinde und sehbehinderte Menschen untersuchen und mit ihnen auch Vorschläge für eine bessere Nutzbarkeit erarbeiten. Dieses soll in so genannten Fokusgruppen geschehen. Fokusgruppen verstehen sich als moderierte Diskussionen, die den gruppendynamischen Effekt zur Erarbeitung weiterer Maßnahmen zum Ziel haben können und sich in der Regel aus sechs bis acht Teilnehmern zusammensetzen. Die Durchführung einer Fokusgruppe dauert in etwa 60 bis 90 Minuten. Für die Durchführung der Diskussionen gibt es Termine über MyTelco als Telefonkonferenz und in der direkten Gruppendiskussion (Face-to-Face). Die Termine für die Telefonkonferenz sind:

Mittwoch, 13. Juli, 19:00 bis 20:30 Uhr
Donnerstag, 14. Juli, 19:00 Uhr bis 20:30 Uhr
Freitag, 15. Juli, 19:00 bis 20:30 Uhr

Die Face-to-Face-Moderationen finden am Samstag, dem 16. Juli, und Samstag, dem 23. Juli, jeweils von 12:30 bis 14:00 Uhr in Berlin-Schöneberg statt..
Die genaue Adresse hierfür sowie die Einwahldaten zur Telefonkonferenz werden rechtzeitig an die angemeldeten Teilnehmer verschickt.

Gerne komme ich aber auch zu Ihnen: Sollten sich genügend Interessenten finden, können die Fokusgruppen auch im Vorfeld von Gruppenveranstaltungen durchgeführt werden.
Ich freue mich über eine rege Teilnahme. Ihre Anmeldung unter Nennung Ihres Wunschtermins – gerne auch mehrere zur Auswahl – sowie eventuelle Nachfragen richten Sie bitte per E-Mail an: tanja.lammerding@gmx.net

Marrakesch-Vertrag tritt in Kraft

Liebe Bloggemeinde,

wie die Weltblindenunion meldet, hat gestern Kanada als zwanzigstes Land den Marrakesch-Vertrag ratifiziert. Damit wird der Vertrag zum 30. September 2016 in Kraft treten und die Blindenorganisationen und Blindenbüchereien der 20 Länder können ihre Bestände an barrierefreier Literatur über Grenzen hinweg austauschen.

Prof. Dr. Thomas Kahlisch, stellvertretender Vorsitzender der Mediengemeinschaft für blinde und sehbehinderte Menschen e.V. (Medibus) und DBSV-Präsidiumsmitglied, sieht nun die Bundesregierung am Zug: “Wie schade, dass Deutschland nicht zu den ersten zwanzig Ländern gehört, die den Vertrag ratifiziert haben! Es wird höchste Zeit, dass die Bundesregierung ihre Bummel-Strategie aufgibt und den grenzüberschreitenden Literaturzugang für blinde und sehbehinderte Menschen ermöglicht.”

Tandemtouren durch Potsdam auf historischen Rädern

Liebe Leser,

Tandemtours macht historische Fahrradtechnik in Form von Tandems mit Trapezfedergabel aus der Vorkriegszeit und den 50er-Jahren über Touren und Vermietung zugänglich. Das Angebot richtet sich ausdrücklich an blinde und sehbehinderte Menschen, die sich einmal ausprobieren möchten. Ein eigenes Tandem oder ein sehender Pilotfahrer müssen nicht vorhanden sein. Die Radler starten ihre Tour am Potsdam Museum am Alten Markt, hier steht ein Tastmodell der Stadt. Auch unterwegs werden die Sinne geschärft, denn die Route führt zu Glockenspielen und zu einem Summstein. Wer mag, kann mit einem Audioguide für Menschen mit Sehbehinderung fahren, welcher Hintergrundinformationen zu den jeweiligen Sehenswürdigkeiten und Stationen gibt. Die Schnupperfahrten sind kostenfrei! Die Termine können individuell vereinbart werden.

Kontakt: Mathias Neubert, Tel.: 0157 31 37 40 16, E-Mail: m.neubert@poztourpimi.de
Kunsthaus sans titre, sans titre e. V., Französische Str. 18, 14467 Potsdam
Mehr Infos: www.tandemtours.de

Zielsicher von Tür zu Tür – Forschungsprojekt m4guide zieht Bilanz

Liebe Leserinnen und Leser,

es fing an mit einer Fachtagung des DBSV. Im Jahr 2007 trafen sich Programmierer und Entwickler mit Vertretern der Selbsthilfe und der Industrie, um gemeinsam darüber nachzudenken, wie blinde Menschen von Tür zu Tür kommen – ohne Begleitung und in fremder Umgebung. Gesucht für diesen Zweck wurde ein Gerät, das unter freiem Himmel wie auch in Gebäuden möglichst präzise navigiert und die Info-Systeme des ÖPNV “anzapft”. Dies war der erste Schritt auf dem Weg zum “mobile multi-modal mobility guide” – kurz: m4guide.

Morgen (28.04.2016) werden im Berliner Roten Rathaus die Ergebnisse des Forschungsprojektes m4guide präsentiert, das aus der Fachtagung entstand. DBSV-Präsidentin Renate Reymann würdigt die gute Zusammenarbeit der Beteiligten: “Bei m4guide haben blinde, sehbehinderte und sehende Menschen daran mitgewirkt, ein neues Puzzleteil für eine barrierefreie Gesamtlösung zu schaffen.”

Auch Gerhard Renzel zieht eine positive Bilanz. “Die Ziele wurden erreicht”, stellt der Leiter des Gemeinsamen Fachausschusses für Umwelt und Verkehr beim DBSV fest. Renzel hat m4guide von Anfang an begleitet. Das Erfolgsrezept aus seiner Sicht? “m4guide ist keine Blinden-App, die Module werden in bestehende Anwendungen integriert. So kann sich Barrierefreiheit quasi wie ein Virus verbreiten!”

Blinde und sehende Berliner, die mit der App des Verkehrsverbundes Berlin-Brandenburg unterwegs sind, werden voraussichtlich schon in naher Zukunft von m4guide profitieren. Die VBB-App soll dann beispielsweise in der Lage sein, einen nahenden Bus zu orten und während der Fahrt die kommenden Haltestellen zu nennen. “Und wenn ich schließlich aussteigen möchte, teile ich dem Fahrer meinen Haltewunsch mit, ohne den Knopf dafür zu suchen – einfach per Smartphone”, wünscht sich Renzel.

Ein Mitschnitt der Veranstaltung im Roten Rathaus wird ab dem 12. Mai unter www.m4guide.dbsv.org zum Download zur Verfügung stehen.

Orientierungsveranstaltung für Studieninteressierte in Karlsruhe

Liebe Bloggemeinde,

auch für blinde und sehbehinderte Schülerinnen und Schüler stellt sich die Frage, wie es nach dem Abitur weitergeht. Das Studienzentrum für Sehgeschädigte (SZS) des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) bietet dazu jährlich blinden und sehbehinderten Oberstufenschülern/ -innen und Schulabsolventen/innen aus ganz Deutschland eine Orientierungsveranstaltung an.

An drei Tagen können Fragen zu Universitäten und Hochschulen, Studienfächern und -abschlüssen, fachlichen Anforderungen, einzelnen Studienorten, studentischem Wohnen, Orientierung und Mobilität und vor allem zu spezifischen pädagogischen und technischen Unterstützungen im Studium diskutiert werden. Dazu stehen Experten der jeweiligen Themenkomplexe, studentische Vertreter und sehgeschädigte Studierende aus höheren Semestern zur Verfügung.

Die Orientierungsveranstaltung wendet sich an alle Studieninteressierte mit Sehschädigung unabhängig vom Studienort. Die nächste Informationsveranstaltung findet vom 2. bis 4. Mai 2016 am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) statt. Für interessierte Eltern, die ihre Tochter/ihren Sohn begleiten möchten, wird ein gesondertes Programm angeboten. Die Teilnahme an der Veranstaltung ist kostenfrei. Anfahrt und Unterkunft müssen von den Teilnehmenden selbst getragen werden.
Mehr Infos unter: https://www.szs.kit.edu/484.php

Anmeldung bis spätestens 15. April sowie weitere Informationen: Susanne Schneider, Telefon 07 21 – 60 84 19 37, Mailto:susanne.schneider@kit.edu

Karlsruher Institut für Technologie (KIT)
Studienzentrum für Sehgeschädigte (SZS)
Engesserstr. 4 (Campus Süd)
76128 Karlsruhe
Internet: http://www.szs.kit.edu

Klicksonar-Training in Berlin

Liebe Bloggemeinde,

mehr noch als die einfache Echoortung kann Klicksonar Echos im Kopf dreidimensional visualisieren. Wir freuen uns sehr, dass wir erneut unseren beliebten Mobilitäts- und Wahrnehmungstrainer Juan Ruiz (World Access for the Blind, Schüler Daniel Kishs) nach Deutschland holen können. Es werden Einzeltrainings in Orientierung und Mobilität mit Langstock und Klicksonar angeboten. Die Schulungseinheiten sind sowohl für Kinder ab 3 Jahren (in Elternbegleitung) als auch für Multiplikatoren und Mobilitätslehrende gedacht, die die Klicksonar-Orientierung kennenlernen oder verfeinern wollen.
Die Schulungen finden statt von Donnerstag, 20. April, bis Sonntag, 24. April 2016 in Berlin im Vereinsbüro Anderes Sehen e.V., Ladenbüro links, Zionskirchstraße 73 in 10119 Berlin Prenzlauer Berg. Anderes Sehen e.V. übernimmt den größten Teil der Kosten und die gesamte Organisation. Reservierungen sind ab sofort möglich.
Bitte klicken Sie zur Reservierung und Bezahlung eines Termins auf die folgenden Links. Die Bezahlung erfolgt online.
https://supersaas.de/schedule/anderes-sehen/O&M-Training
Falls Ihnen das nicht möglich ist, bitte über kontakt@anderes-sehen.de melden. Für blinde Nutzerinnen und Nutzer freuen wir uns auf einen Buchungswunsch per Mail an diese E-Mail-Adresse. Wir empfehlen, umgehend zu buchen, da die Plätze erfahrungsgemäß sehr rasch belegt sind. Nur bezahlte Reservierungen sind gültig!
- 1,5 Stunden Einzel-Training Eltern und Kind statt 90€ spendenfinanziert zu 40€.
- 2,5 Stunden Einzel-Training Jugendlicher statt 150€ spendenfinanziert zu 100€.
- 3,5 Stunden Einzel-Training Erwachsene statt 210€ spendenfinanziert zu 175 €.
- 2 oder 3 Stunden Trainer-Weiterbildung mit Klient, geeignet für Zertifizierungspunkte: zu 60€/h.

Unser Spendenlink: http://www.anderes-sehen.de/wofur-wir-ihre-spende-einsetzen/
Anderes Sehen e.V.
Zur Förderung blinder Kinder
Zionskirchstraße 73, 10119 Berlin
www.anderes-sehen.de
kontakt@anderes-sehen.de

Alternative für Braille-Lesegeräte

Liebe Bloggemeinde,

Lesegeräte, die Braille-Schrift für Blinde darstellen, sind klobig und teuer. Das Startup Polymer Braille präsentierte sein Konzept für die nächste Generation von Braille-Lesegeräten für Blinde, auch mehrzeilig.

Bisher bestehen die Lesegeräte aus einer Zeile, auf der Braille-Schrift mittels kleiner Metallstifte dargestellt wird. Durch einen piezoelektrischen Effekt werden die Metallstifte angehoben und lassen sich dann als Braillepunkte ertasten. Diese sogenannten Braillezeilen gibt es mit unterschiedlich vielen Zeichen. Weil sie aber teuer sind, können sich viele Sehbehinderte auf der Welt keine leisten – und lernen nie lesen und schreiben.

Bauartbedingt sind die Lesegeräte in der Regel einzeilig. Die herkömmlichen Zeichenmodule sind L-förmig. Will man damit mehrere Zeilen darstellen, müsste man die L-Module stapeln und das Gerät werden mit jeder Zeile ein paar Zentimeter höher.

Polymer Braille entwickelt für dieses Problem eine Lösung: Mit einem Aktuator aus elektroaktivem Polymer, die sich unter elektrischer Spannung verformen, lassen sich Braillezeichen platzsparender darstellen. So sind Lesegeräte für Blinde machbar, die wie ein E-Book-Reader ganze Seiten inklusive eingebundener Grafiken darstellen.

Gegründet wurde Polymer Braille von einem Doktoranden der North Carolina State University, der durch einen Unfall sein Augenlicht verloren hat. Seit 2005 forscht Peichun Yang mit seinen Kollegen an neuen Möglichkeiten für ein Braille-Lesegerät, 2009 wurde das Unternehmen gegründet. Mit den Polymer-Aktuatoren seien ganzseitige Brailleleser zu geringeren Kosten als bei bisherigen Geräten machbar, erklärte CTO Wallace Shepherd Pitts in Las Vegas. Auf der CES zeigte Polymer Braille einen mehrzeiligen Prototyp und eine Designstudie, wie so ein neues Braille-Lesegerät aussehen könnte.

Die Forscher von der North Carolina State sind nicht die ersten, die sich an einer Alternative zur Braillezeile versuchen. Eine Designstudie aus Südkorea hat kurz für Aufsehen gesorgt, wurde aber nicht umgesetzt. Mit EU-Fördermitteln wurde in England der Anagraphs entwickelt, auf dem Braillepunkte durch das punktuelle Erhitzen einer Paraffinwachsschicht dargestellt werden. Auf dem Markt ist das Gerät nicht. Auch das Blitab könnte eine Lösung sein: das Wiener Startup hat ein fertiges Konzept – kleine Bläschen in einer Flüssigkeitsschicht stellen die Braillepunkte dar – und kann einen Prototyp vorweisen.
Entnommen aus einer Mitteilung von Alfred Schwegler, Referent für elektronische Hilfsmittel für blinde Menschen des BBSB.

Das Redaktionsteam:
mailto:bbsb-inform@bbsb.org
Judith Faltl Telefon 0 89 – 68 52 58

Fußball-Bundesliga – Live-Audiodeskription

Liebe Bloggemeinde,

Am kommenden Freitag, den 22. Januar, blicken Fußballfans gespannt auf den Start der Rückrunde in der Fußball-Bundesliga. Die ARD überträgt das Spiel zwischen dem FC Bayern München und dem Hamburger SV ab 20.15 Uhr und bietet erstmals eine Live-Audiodeskription (AD) an. Bisher hatte sie lediglich die Vollreportagen der Radio-Kommentatoren übernommen. Sie folgt damit dem Beispiel des ZDF, dass bereits seit September 2015 bei den Champions-League-Spielen mit deutscher Beteiligung eine Live-AD ausstrahlt. Die Live-AD von „Audio 2“ wurde von vielen blinden und sehbehinderten Fußball-Fans wegen ihrer präzisen und ausführlichen Beschreibung sehr gelobt. Die ARD setzt in diesem Pilotprojekt eigens geschulte Reporter ein. Es kommentieren Florian Neuhaus und Wolf Schmidt, die bereits zahlreiche Spiele des HSV und St. Pauli für Blinde und Sehbehinderte live vor Ort beschrieben haben.

Hinweise:
Das aktuelle TV-Hörfilmprogramm hören sie jederzeit unter der Telefonnummer 0 30 – 2 55 58 08 00
Informationen zur Technik und dem Empfang von Hörfilmen finden sie auf www.hoerfilm.info
Eine Liste mit allen auf Deutsch verfügbaren Hörfilmen und weitere Informationen zum Thema Hörfilm finden sie auf www.hoerfilmev.de
Zu neuen Kino- und Fernsehfilmen und Projekten im Bereich Hörfilm können sie sich auf www.hoerfilm.de informieren.

Schlaf-Wach-Rhythmus mit Blindheit

Liebe Bloggemeinde,

Schätzungen zufolge leiden mehr als 50% aller Menschen mit Blindheit ohne Lichtwahrnehmung an Problemen mit dem Schlaf-Wach-Rhythmus. Sie sind oft tagsüber müde und nachts hellwach. Generell wird der Tagesrhythmus vieler Lebewesen durch das Tageslicht beeinflusst. Dieses muss aber über die Augen wahrgenommen werden.

Jeder Mensch hat eine innere Uhr, die von Experten zirkadianer Rhythmus genannt wird. Diese Uhr bestimmt, wann Menschen sich wach fühlen und wann sie müde werden. Sie läuft nicht exakt 24 Stunden, sondern etwas länger oder kürzer, bei den meisten Menschen nur um ein paar Minuten, bei einigen aber auch um einige Stunden. Wenn diese Uhr sich nicht an äußeren Umständen orientieren würde, hätten alle Menschen das Problem, dass sich Einschlafen und Aufwachen beständig verschieben und sich irgendwann nachts kein erholsamer Schlaf einstellen kann, der Körper diesen aber dann tagsüber einfordert.

Gesteuert wird der Schlaf durch das Hormon Melatonin. Wenn es sich im Körper bildet, werden wir müde. Tageslicht, das wir über die Augen wahrnehmen, führt aber zur Unterdrückung der Hormonausschüttung. Da das Hormon dann im Körper schnell abgebaut wird, werden wir wach. Dies passiert in der Regel morgens. Das Licht des Fernsehers oder von Handy- oder Computerbildschirmen hat eine ähnliche Wirkung, weswegen Experten von der Nutzung vor dem Schlafengehen abraten. Bei blinden Menschen, die kein Licht über das Auge mehr wahrnehmen, funktioniert dieser Mechanismus oft nicht und sie Leben nach ihrer inneren Uhr, die mit Tag und Nacht oft nicht übereinstimmt. Dass dies ein großes Problem für das Arbeits- und Sozialleben darstellt, ist offensichtlich.

Blinden Menschen, die sich über längere Zeit tagsüber oft müde fühlen und einschlafen, dafür aber nachts nicht ein- oder kaum durchschlafen können, ist ein Gespräch beim Arzt oder Schlafspezialisten angeraten. Anfangs ist es sinnvoll, ein Schlaftagebuch zu führen, um festzustellen, ob es sich wirklich um eine Störung des zirkadianen Rhythmus handelt oder vielleicht andere Ursachen vorliegen (unregelmäßige Zubettgehzeiten, schlechte Schlafhygiene, Ernährung, Stress, Depressionen etc.). Ist dies nicht der Fall, wird der Arzt den Verlauf des Melatoninspiegels in Blut und Urin über den Tag hinweg messen, um der Störung auf die Spur zu kommen und diese eindeutig zu diagnostizieren.

Eine Therapie gibt es bisher nicht. Ein Wirkstoff, der einigen Betroffenen helfen könnte, befindet sich derzeit im Zulassungsverfahren in Deutschland.
Quelle: American Sleep Association

Das neuerlich 2008 zugelassene Melatonin-Preparat “Circadin 2 mg” ist für einen ganz anderen Anwendungsbereich als die Schlafrhythmustherapie für vollblinde Personen geeignet. Es gilt als Psychopharmacum zur allgemeinen Aktivitätsdämpfung bei z.B. hyperaktiven oder ADHS-Patienten und ist wegen seiner Ausgestaltung als Retard-Präparat sogar kontraproduktiv und völlig ungeeignet zur Schlafrhythmus-Steuerung.

Auf dem deutschen Medikamentenmarkt existiert zur Zeit kein Medikament auf Melatoninbasis, das zur Schlafsteuerung geeignet ist. Im europäischen Ausland – z.B. in Österreich und den Niederlanden – wird das Hormon Melatonin jedoch nicht als Medikament sondern nur als “Nahrungsergänzung” eingestuft; folglich ist es kaum über deutsche Apotheken
beziehbar. Es kann jedoch leicht und rezeptfrei übers Internet oder im Fernabsatz beschafft werden.

Vermutlich hunderte vollblinder Deutscher nutzen diese im Ausland freiverkäuflichen Melatoninpräparate in Dosierungen von 2 bis 6 mg und nehmen jeweils eine vor dem Zubettgehen ein.

Dennoch ist ärztliche Betreuung solcher Melatonin-Selbsttherapien dringend anzuraten, da die Neben- und Kreuzwirkungen von in den Hormonhaushalt eingreifenden Pharmaca so schwer vorhersehbar sind, dass dies vor der Jahrhundertwende zum Abbruch der Zulassungen führte.

Hilfreich jedoch dürfte zukünftig in allen Veröffentlichungen über Melatoninpreparate sein, wenn ganz zentral und unübersehbar auf die Eigenschaft der verzögerten Wirkung – retard – hingewiesen wird, die solch ein Preparat zur Rhythmussteuerung völlig ungeeignet macht.

In Asien – z.B. in Studien der Uni-Bangkok – gilt Melatonin (keinesfalls in Retard-Form) als üblicher Bestandteil von Einschlaf-Medizinen. Es wird zur Selbst-Therapie bei Jetlag-Problemen empfohlen.

In der aktuellen Diskussion von ursächlichen Zusammenhängen von Diabetes 2 und Schlafstörungen geht man mittlerweile nicht nur denjenigen Schlafstörungen verursacht von Diabetes 2 nach, sondern man verfolgt auch den Verdacht, dass Schlafstörungen allgemein erhebliche Mit-Ursache bei der Entstehung von Diabetes 2 sein könnten. Folglich müssen wir als Interessenswalter blinder Diabetiker die Erforschung von evtl. sich selbst verstärkenden Regelkreisen dieser Art anregen!”

Programmzeitungen zum Hören

Liebe Bloggemeinde,

gibt es eine Fernsehzeitung für blinde Menschen? In Punktschrift gibt es sie leider nicht mehr, weshalb die Hörzeitungsanbieter immer häufiger nach Alternativen gefragt werden. Zwei Antworten: Alle zwei Wochen erscheint eine redaktionell aufbereitete und von Menschen gesprochene Daisy-CD mit dem Programm von 16 TV-Kanälen bei der Trierischen Tonpost (Bistum Trier), Tel.: 0651 / 7105-430, E-Mail: tonpost@bistum-trier.de, Internet: www.tonpost.de. Ein computergestütztes Auskunftssystem, das über Telefon Zugriff auf die Programme von 120 Fernseh- und 60 Radioprogrammen ermöglicht, bietet die Deutsche Zentralbücherei für Blinde an, Telefon: 0341 71 13-120, E-Mail: abo@dzb.de, Internet: www.dzb.de.