Liebe Blogfreunde,
heute eine berufliche Perspektive, die für den Einen oder Anderen interessant sein könnte.
Hier die Info:
Als deutschlandweit erstes Bildungszentrum für Menschen mit Seheinschränkung bietet das Berufsförderungswerk (BFW) Würzburg ab 2015 die barrierefreie Ausbildung zur Schriftdolmetscherin und zum Schriftdolmetscher an.
Warum sollten Sie Schriftdolmetscher werden?
Bisher sind nur rund 70 Schriftdolmetscher deutschlandweit selbstständig aktiv. Viele von ihnen arbeiten mit Ursula Hörmannsdorfer von Verbavoice zusammen. Das Unternehmen hat sich zum Ziel gesetzt, Schriftdolmetscher flächendeckender und in größerer Zahl als bisher einzusetzen. Denn der Bedarf an Schriftdolmetschern ist laut einer Studie immens. “Es gibt Berechnungen, dass im Bundesgebiet noch weitaus mehr Schriftdolmetscher benötigt werden”, macht Ursula Hörmannsdorfer klar. Viele hörgeschädigte Menschen scheuen sich allerdings noch, ihr Recht auf eine Schriftdolmetscherleistung klarer einzufordern. Rückenwind bekommen sie durch die Behindertenrechtskonvention (BRK) der Vereinten Nationen. Auch Irmgard Badura, die Behindertenbeauftragte der Bayerischen Staatsregierung, begrüßt es, wenn Menschen mit Seheinschränkung und Menschen mit Höreinschränkung in Zukunft “gemeinsame Sache” machen: “Wenn ein wenig Sehender einem schwerhörigen Menschen zu mehr barrierefreier Kommunikation verhelfen kann, ist das ideal. Als Behindertenbeauftragte kann ich mir kaum eine bessere Konstellation vorstellen,” so Badura.
Was macht ein Schriftdolmetscher?
Die Ausbildung zum/zur Schriftdolmetscher/in findet ihre gesetzliche
Grundlage im § 17 Abs. 2 Sozialgesetzbuch I, im Bundesbehindertengleichstellungsgesetz und der Kommunikationshilfeverordnung (KHV) des Bundes.
Schriftdolmetscher/innen arbeiten mit unterschiedlichen Übertragungstechniken und Verfahren. Büros und Besprechungsräume sind für Schriftdolmetscher/innen vertraute Arbeitsumgebungen. Dort arbeiten sie sich in den Wortschatz eines bestimmten Themas ein und nehmen spezielle Anpassungen ihrer Arbeitsgeräte (Laptop und Software) vor. Schriftdolmetscher/innen arbeiten zudem bei großen Konferenzen und Kongressen, bei Tagungen, bei Seminaren, Besprechungen und in Einzelgesprächen im Beruf, bei Ämtern und Arztbesuchen sowie Krankenhausaufenthalten für hörgeschädigte Menschen.
Schriftdolmetscher/innen halten sich gelegentlich auch im Freien auf z. B. bei Messen, technischen Vorführungen und bei kulturellen Veranstaltungen. Schriftdolmetscher/innen können ihre Aufgaben auch zu Hause in Tele-Arbeit erledigen. Schriftdolmetscher/innen erbringen ihre Kommunikationsdienstleistung für Hörgeschädigte insbesondere im Auftrag der Rehabilitationsträger und Krankenkassen, im Einzelfall auch für Firmen und Unternehmen der freien Wirtschaft.
Welche Voraussetzungen sollten Sie mitbringen?
Absolventen zum Schriftdolmetscher sollten idealerweise über folgende
Voraussetzungen verfügen:
Realschulabschluss oder höherwertiger Abschluss.
Sehr gute Deutschkenntnisse.
Gutes auditives Gedächtnis, gutes Richtungshören, Fähigkeit zum selektiven Hören
Hohe Konzentrations- und Merkfähigkeit, schnelle Auffassungsgabe,
schnelles Reaktionsvermögen
Das Mindestalter beträgt 18 Jahre. Eine gewisse Lebenserfahrung und
berufliche Erfahrungen in einem anderen Berufsbild sind von Vorteil.
Wie sieht die Ausbildung aus?
Die Ausbildungsdauer beträgt neun Monate, ist als Blended-Learning geplant und in Präsenz- und eLearningphasen gegliedert. Während der eLearning-Phasen bearbeiten die Teilnehmer im Selbststudium die Ausbildungsinhalte, die auf der Lernplattform des BFW Würzburg bereitgestellt werden. Die Präsenzphasen finden voraussichtlich im BFW Würzburg und in den Räumen der Firma VerbaVoice in München statt.
Was kostet die Ausbildung?
Der Beruf eignet sich für alle Personen, die mit hörbehinderten Menschen zusammenarbeiten wollen, insbesondere auch für sehbehinderte und blinde Menschen. Da eine Förderung durch einen Kostenträger nicht möglich ist, wendet sich das Angebot an Menschen, die an einer privat finanzierten Weiterbildung interessiert sind. Je nach Anmeldungszahl wird man die zukunftssichere neunmonatige Ausbildung zum Schriftdolmetscher für eine Investition von weniger als 1.000 Euro pro Monat, insgesamt rund 8.000,00 Euro, erhalten. Darin inbegriffen sind alle Ausbildungsbausteine wie Allgemeine Sprachgrundlagen (Grammatik, Wortschatz, Rechtschreibung und Interpunktion), die Beherrschung der Dolmetschtechniken und Übertragungsverfahren sowie deren technische Grundlagen, Grundlagen der Textverarbeitung und Produktionstechniken, fachspezifische Grundlagen zum Themenbereich Hörschädigung, praktisches Einsatztraining, Kommunikationstraining und viele weitere Lerninhalte.
Ist der Beruf für blinde und sehbehinderte Menschen machbar?
“Mein Job fordert mich, aber vor allem die Vielfalt macht mir richtig Spaß”, betont Jan Jawinski. Der Zwickauer ist Deutschlands erster blinder Schriftdolmetscher, seit 2002 im Job und nebenbei erster Vorsitzender des Bundesverbandes der Schriftdolmetscher. Egal ob Mathematik, Psychologie, Physik oder Geschichte, aus allen Bereichen hat er beruflich Workshops und Seminare begleitet, größtenteils ist er den Veranstaltungen von zu Hause aus zugeschaltet. Und noch etwas ist nicht ganz unwichtig: “Ich kann gut von dem Beruf des Schriftdolmetschers leben”, stellt der 48-Jährige klar.
Interessiert?
Am Mittwoch, 17. Dezember 2014 um 11:00 Uhr erfahren Sie im BFW Würzburg alles Wissenswerte zur 2015 startenden Ausbildung zum Schriftdolmetscher.
Interessenten können sich für die kostenlose Informationsveranstaltung bis Montag, 15. Dezember 2014 im BFW anmelden.
Eine kurze E-Mail an monika.weigand@bfw-wuerzburg.de genügt.
Mehr Informationen?
Berufsförderungswerk (BFW) Würzburg
Monika Weigand
Helen-Keller-Str. 5
97209 Veitshöchheim
Telefon: 0931 9001-850
E-Mail: monika.weigand@bfw-wuerzburg.de