Bei der Gesichtsfelduntersuchung misst der Augenarzt mit Hilfe des
Perimeters, wie gut der Patient in den untersuchten Anteilen des
Gesichtsfeldes sieht. Ein eingeschränktes Gesichtsfeld kann gefährlich
werden. Daher ist eine frühzeitige Diagnose von Gesichtsfeldausfällen
mittels Perimetrie sehr wichtig.
Das Gesichtsfeld ist der Bereich, den der Mensch mit jeweils einem Auge gleichzeitig wahrnimmt, ohne die Blickrichtung zu ändern. Normalerweise sieht er in der Mitte des Gesichtsfeldes am besten, in den peripheren Anteilen weniger deutlich. Über das Gesichtsfeld orientiert sich ein Mensch in seiner Umgebung. Ist es eingeschränkt, übersieht derjenige unter Umständen Gegenstände in seinem Umfeld – zum Beispiel einen Bordstein, die Tischkante oder den Türrahmen. Er stolpert leichter und bewegt sich unsicherer. Experten sprechen dabei von Gesichtsfeldausfällen oder Skotomen.
Wie läuft die Gesichtsfelduntersuchung ab?
Es gibt unterschiedliche Arten der Gesichtsfeldbestimmung. Das klassische Verfahren ist die manuelle, also durch einen Untersucher gesteuerte Gesichtsfelduntersuchung, auch kinetische Perimetrie genannt. Dabei sitzt der Patient vor einer gleichmäßig ausgeleuchteten Halbkugel. Er fixiert mit einem Auge das Zentrum der Halbkugel, das andere Auge ist abgedeckt. Nun werden dem Patienten Lichtpunkte einer bestimmten Helligkeit und Größe gezeigt, die sich nach und nach vom Rand zum Zentrum hin bewegen. Sobald der Untersuchte einen Lichtpunkt wahrnimmt, drückt er eine Taste und informiert so den Arzt.
Dieses Verfahren wird heute nur noch bei sehr alten Patienten oder bei
gutachterlichen Untersuchungen angewendet.
Die heute übliche moderne Methode stellt die statische und automatisiert ablaufende, computergesteuerte Perimetrie dar. Bei diesem Verfahren werden unbewegte Lichtmarken an vorher festgelegten Punkten eines Rasters in der Helligkeit so lange gesteigert, bis der Untersuchte sie wahrnimmt. Auch hierbei sitzt der Patient vor einer Halbkugel und fixiert mit dem zu untersuchenden Auge das Zentrum. Die statische Perimetrie arbeitet schneller als das alte manuelle Verfahren, zudem sind die Ergebnisse besser mit Vorbefunden vergleichbar. Darüber hinaus vergleicht das Gerät sofort die
aktuellen Messdaten mit altersentsprechenden Normwerten.
Was lässt sich durch die Perimetrie erkennen?
Anhand der Perimetrie kann der Augenarzt überprüfen, wie groß das
Gesichtsfeld insgesamt ist. Zudem zeigt sie, an welchen Stellen der Netzhaut die sogenannte Lichtunterschiedsempfindlichkeit möglicherweise verändert ist. Sie ist hoch, wenn jemand sehr kleine Lichtunterschiede wahrnehmen kann. Dann erkennt der Patient bereits Lichtpunkte, die nur wenig von der Helligkeit der Perimeterhalbkugel abweichen. Die Lichtunterschiedsempfindlichkeit verändert sich altersabhängig, kann aber auch durch Erkrankungen herabgesetzt sein. Durch die Perimetrie lassen sich Gesichtsfeldausfälle (Skotome) oder Einschränkungen nachweisen. Skotome kommen zum Beispiel beim Glaukom (Grüner Star) sowie bei Netzhauterkrankungen wie der Retinitis pigmentosa oder bei neurologischen Erkrankungen der Sehbahnen vor.
Mit dem Alter wird das Gesichtsfeld zunehmend eingeschränkt, aber auch
vorübergehend bei Müdigkeit, Stress oder Aufregung. Auch ein Migräneanfall kann das Gesichtsfeld zeitweilig verändern.
Welchen Nutzen hat die Perimetrie?
Diese Untersuchung ermöglicht es dem Arzt, frühzeitig bestimmte Sehstörungen den zugrunde liegenden Ursachen zuzuordnen und die richtige Therapie festzulegen. Menschen, die beispielsweise an Grünem Star leiden, müssen durch regelmäßige Gesichtsfeldprüfungen überwacht werden.
Welche Nachteile hat das Verfahren?
Die Perimetrie hat den Nachteil, dass das Untersuchungsergebnis auch von der Mitarbeit des Patienten abhängt. Müdigkeit kann seine Aufmerksamkeit schwächen, ein zu starker Ehrgeiz des Untersuchten kann das Resultat ebenfalls verfälschen. So kommt es vor, dass er Lichtpunkte nennt, die das Gerät nicht gesetzt hat (falsch-positiv). Oder er reagiert auf gesehene Punkte nicht (falsch-negativ). Die automatisierte statische Perimetrie überprüft jedoch mit sogenannten “Fangfragen”, ob der Patient verlässlich antwortet.
Beratender Arzt: Prof. Wolfgang Heider
Quelle: www.apotheken-umschau.de